Bretzenheimer KURIER aktuell: Verkehrskonzept und Brezelfest
Der neue KURIER wird ab dem 30. März 2022 verteilt. Daher konnte dort nicht berichtet werden über die wichtige Ortsbeiratssitzung vom 30. März mit den Themen „Verkehrskonzept für den Ortskern“ und Brezelfest ja oder nein.
Der KURIER hat sich wegen der Aktualität und zur Information der BretzenheimerInnen entschlossen, den Bericht von Karin Weber zeitnah digital zu veröffentlichen, auf unserer Homepage: www.bretzenheim-gestalten.de
Und nicht erst in der nächsten Ausgabe des KURIER Ende Mai 2022.
Viel Spass beim Lesen wünscht Ihnen Ihre Redaktion.
redaktion@bretzenheim-gestalten.de
AUS DEM ORTSBEIRAT 03-2022
Freitags Fußgängerzone?
„Probiert doch mal was aus!“ Diese Aufforderung werde oft an sie herangetragen, sagte Janina Steinkrüger (Grüne). In ein Ausprobieren mündete auch der Kompromissvorschlag der Verkehrsdezernentin zur Verkehrsberuhigung und Erhöhung der Aufenthaltsqualität in der Bahnstraße. Sie empfahl, testweise freitags, zum Markttag, eine temporäre Fußgängerzone einzurichten.
Seit Monaten schlagen die Wogen hoch beim Thema „Verkehrskonzept für den Ortskern“. In der Ortsbeiratssitzung am 30. März 2022 stellten sich Verkehrsdezernentin Steinkrüger und Christian Kron, Sachgebietsleiter in der Verkehrsverwaltung, in der TSG-Turnhalle über zwei Stunden lang den Fragen der Fraktionen und Zuschauer.
Viele Varianten auf dem Prüfstand
Rund 1.200 Fahrzeuge passieren den 40 Meter langen Abschnitt der Bahnstraße durchschnittlich pro Tag, davon zwei Drittel in Richtung Osten, sprich Endhaltestelle. Sehr hoch sei der Durchschnittswert von rund 1.150 Radfahrern, die den Abschnitt pro Tag nutzen, erläuterte der Verkehrsplaner. Zahlen zu Fußgängern hatte er nicht im Gepäck, diese seien schwer messbar. Bisher sei kein erhöhtes Unfallgeschehen aufgetreten, obwohl die Geschwindigkeit in dem verkehrsberuhigten Bereich mit durchschnittlich 17 bis 18 Stundenkilometern zu hoch sei.
Auf den Prüfstand gestellt hatte die Verwaltung einiges, um zu einer Lösung zu kommen: Die vorhandenen Poller-Reihen und die Pflasterung verstärke zwar die Trennungswirkung in Geh- und Fahrbereiche der Spielstraße. Fehlten jedoch die Poller, berge dies die Gefahr von Falschparkern und verleite tendenziell dazu, noch schneller zu fahren. Aufpflasterungen haben laut Christian Kron nur punktuelle Wirkungen und führen durch Bremsen und Beschleunigen zu zusätzlicher Lärmbelastung. Geschwindigkeitsdrosselnde Wirkungen sieht der Verkehrsexperte in Dialogdisplays mit „Smiley“-Funktion. Eine Einbahnstraßenregelung erhöhe dagegen erfahrungsgemäß die Geschwindigkeit. Verhindert werden könne der motorisierte Verkehr durch eine Durchfahrtssperre, sodass auf beiden Seiten eine Sackgasse entsteht. Allerdings muss dann eine Lösung für Rettungsdienste und Müllfahrzeuge gefunden werden.
Fragen zur Aufenthaltsqualität
Einfacher zu verwirklichen – durch entsprechende Beschilderung – sei eine Fußgängerzone. Der Sachgebietsleiter schlug vor, eine Pollerreihe zu entfernen, sodass die Marktstände künftig diesen Bereich nutzen können. Der Vorteil: Die Parkplätze zwischen Sparkasse und Reisebüro sind auch an Markttagen nutzbar. Kritik hagelte es jedoch zur vorgeschlagenen Umwegroute über Am Mühlbach, die laut Planer nur 200 Meter Mehrweg, sprich eine zusätzliche Fahrminute bei Tempo 12, bedeute. Diese Straße sei viel zu eng für zusätzlichen Begegnungsverkehr, monierten Anwohner.
Während der Verkehrsmanager von einer höheren Aufenthaltsqualität sowohl durch die Marktstände als auch durch mögliche Tische und Bänke sprach, stellten Uwe Marschalek (FDP) und Manfred Lippold (CDU) dies infrage. Der CDU-Sprecher forderte zudem eine bessere Kennzeichnung der verkehrsberuhigten Zone. Alena Haub (Grüne) sprach von der Chance herauszufinden, ob die Aufenthaltsqualität tatsächlich besser werde. Grünen-Fraktionssprecher Fabian Ehmann möchte durch Ausprobieren tiefer in die Debatte einsteigen und könnte sich einen Weinprobier- oder Kaffeestand in der temporären Fußgängerzone vorstellen. Mit diesem Vorschlag werde eine Faktenbasis für weitere Diskussionen geschaffen, befürwortete auch Eva Müller-Shah (SPD) die Idee.
Anwohner, Gewerbetreibende und Mitglieder der Initiative „Lebendiges Bretzenheim“ trugen Meinungen und Wünsche vor, teilweise gegensätzlich. Die Gespräche sollten fortgeführt werden, um eine breite Basis für eine tragbare Entscheidung zu finden, forderte Ortsvorsteherin Claudia Siebner (CDU). Schließlich sollte diese von den rund 20.000 Einwohnern des Stadtteils angenommen werden.
Direkt mit auf den Weg nahm Verkehrsplaner Kron den einstimmig beschlossenen Antrag der CDU-Fraktion und FDP, die nicht mehr erkennbaren Verkehrsschilder „Sonderweg für Fußgänger“ am Brezelweg zu ersetzen. Sie verdeutlichen, dass Fahrräder, E-Bikes, Pedelecs oder Lastenfahrräder den Brezelweg nicht befahren dürfen.
Mit einer Gedenkminute ehrten alle Anwesenden den Anfang März verstorbenen Peter Schau (SPD). Sichtlich bewegt erinnerte Ortsvorsteherin Siebner in ihrem Nachruf an das langjährige SPD-Mitglied im Ortsbeirat.
Haushaltsmittel für ein Bürgerhaus beantragt
„Bretzenheim braucht ein Bürgerhaus“, verdeutlichte der Vorsitzende des Vereinsrings, Manfred Lippold. Im Haushalt der Stadt sei bereits eine Planungssumme von 50.000 Euro für ein „Haus für Bürger*Innen und Vereine“ bereitgestellt. Zudem treffe sich seit Mitte 2021 regelmäßig eine Arbeitsgruppe aus Vertretern der Stadtverwaltung, der GWM und der Parteien des Ortsbeirats sowie der Ortsvorsteherin, um geeignete Möglichkeiten für ein Bürgerhaus zu erörtern. Aktuell, so der CDU-Fraktionssprecher, seien die 42 im Vereinsring organisierten Vereine und andere angeschrieben worden, um deren Bedarfe auszuloten.
Das Projekt „Haus für Bürger*Innen und Vereine“ soll innerhalb der nächsten fünf Jahre umgesetzt werden. Daher forderten alle Parteien, die nötigen Finanzmittel für die Realisierung des Projekts – entweder durch Neubau, Sanierung, Anmietung, Pacht oder in sonstiger Weise – im Doppelhaushalt 2023/24 bereitzustellen. Hierfür wünscht sich das Gremium den Betrieb durch die Mainzer Bürgerhäuser GmbH & Co. KG. Michael Wiegert (SPD) regte an, die neuen Bürgerhäuser anderer Stadtteile zu besichtigen, um aus bisherigen Erfahrungen zu lernen. Es werde ein steiniger Weg, den „lang gehegten Wunsch“ zu erfüllen, verdeutlichte Ortsvorsteherin Siebner, die der Stadt und der GWM für deren Unterstützung dankte.
Trinkwasser kostenfrei zugänglich machen
Eine öffentlich zugängliche, kostenfreie Trinkwasserstelle wünschten sich die Grünen, CDU, SPD und ÖDP. Ortsvorsteherin Siebner, die die Schirmherrschaft für das Projekt der Initiative „Bretzenheim wird Wasserquartier“ übernommen hat, dankte der Mainzer Netze GmbH für die zugesagte Unterstützung. Bei Enthaltung der FDP bat das Gremium die Verwaltung, aufzuzeigen, an welcher Stelle ein Trinkwasserspender geschaffen werden könne. Vorstellbar sei dies etwa im Bereich Zaybachstraße/Ecke Rathausstraße oder in der Bahnstraße. SPD-Fraktionssprecher Wiegert sprach von einem wichtigen Signal, das von dem Pilotprojekt an andere Stadtteile gehen könne.
Brezelfest am zweiten Juni-Wochenende
Die Zahl der von der Verwaltung noch nicht beantworteten Anträge sei relativ überschaubar, erläuterte die Ortsvorsteherin. Dabei nahm sie Bezug auf eine bisher unbeantwortete Anfrage von CDU und FDP. Gleichzeitig verdeutlichte sie, dass sie es aufgrund der Rechtssicherheit grundsätzlich ablehne, Antworten der Verwaltung mündlich in den Ortsbeirat zu geben.
Der Vereinsring habe entschieden, dass das Brezelfest wieder am zweiten Juni-Wochenende stattfinde, freute sich Claudia Siebner. Daher beschloss der Ortsbeirat, 500 Euro der Stadtteilmittel in Höhe von 1.806,46 Euro hierfür zu nutzen.
„Noch etwas gedulden“, so die Ortsvorsteherin, müsse sich Bretzenheim in Bezug auf den MainzRider. Einstimmig hatte das Gremium in seiner letzten Sitzung dem Antrag der Grünen und der SPD zugestimmt, den Shuttle-Service künftig ganztägig im Stadtteil anzubieten. Doch zunächst müsse der 24-Stunden-Betrieb in anderen Stadtteilen ausgewertet werden.
Karin Weber